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Georgien – Folterbusse als Teil der massiven Unterdrückung 

Von Dr. Hans Gutbrod, Georgien

Dr. Hans Friedrich Gutbrod

Tiflis – In Georgien versucht derzeit eine kleine und brutale Clique das Land ganz unter seine Kontrolle zu bringen. Gegen diesen Putsch wird schon seit über 70 Tagen demonstriert. Die Autoritäten gehen teilweise brutal gegen diese Demonstrationen vor. Human Rights Watch, eine Menschenrechtsorganisation, spricht in diesem Zusammenhang sogar von Folter.

Letzten Sonntag, am 2. Februar 2025, ist jetzt auch ein sogenannter Folterbus gesichtet worden. Dieser zeigt auf, dass die Misshandlung von Demonstranten strukturiert vorbereitet und betrieben wird. In Deutschland sind diese Zusammenhänge bisher kaum bekannt. 

Mehrere Videos zeigen deutlich, was sich hier abspielt. In einem weißen Kleintransporter ohne Fenster wurden Festgenommene bei einer Demonstration nicht nur verhaftet, sondern gezielt misshandelt. 

Demonstranten waren in diesen Kleinbus (Kennzeichen UD 117 DU) verfrachtet worden. Oben das Bild, wie die Polizisten die Demonstranten in den Kleinbus bringen (das Kurzvideo ist hier).

Polizisten bewachten die Tür sorgsam, und in einem Video sieht man, wenn man genau hinschaut, dass ein Polizist zuschlägt. (Video dazu hier.) Die Demonstranten waren bereits in Gewahrsam und waren friedlich gewesen. An einer Stelle zeigt ein weiteres Video, wie sechs Polizisten den überschaubaren Kleinbus verlassen, in dem sie wohl zum Zuschlagen gewesen waren. Bezeichnenderweise sieht man in diesem Clip, wie ein Festgenommener seine Hände noch schützend oben hält, den Kopf eingezogen.

Bei diesen Misshandlungen trugen die Polizisten sogenannte “taktische Handschuhe” mit verstärkten Knöchelkappen. Diese Handschuhe dienen nicht zum Schutz, sondern zur gezielten Verletzung der Bürger. Die wiederholten Schläge, die Bemühungen, die Fahrzeugtüren geschlossen zu halten, und die systematische Brutalität sprechen eine deutliche Sprache: Dies ist keine Reaktion im Affekt einer turbulenten Festnahme, sondern eine organisierte Strategie der Einschüchterung.

Die Regierung des Georgischen Traumes hat damit ihre letzte Spur von Legitimität verspielt. Sie war ursprünglich mit dem Versprechen an die Macht gekommen, die Demokratie und Menschenrechte in Georgien zu sichern. 

Deutschland sollte diese Brutalität mit weiteren Einreisesperren gegen Täter beantworten. Deutsche Professoren, die auch noch jetzt mit den Tätern zusammenarbeiten, sollten diese Zusammenarbeit einstellen und auch ihre unwürdigen Ehrendoktortitel zurückgeben. Hier sollten Studierende  unbedingt Druck auf ihre Universitäten machen, damit diese furchtbare Komplizenschaft aufhört. Personen, die nützliche Hinweise zu den Strippenziehern geben können, sollten diese an Journalisten weitergeben. Wer spenden will, kann georgische Freundinnen und Freunde fragen, wen sie in ihrem Umfeld kennen, der Hilfe braucht – oder auch hier einige Menschenrechtsorganisationen direkt unterstützen.


Dr. Hans Friedrich Gutbrod lebt, lehrt und arbeitet in Deutschland und Georgien, und ist Professor an der Ilia Staatsuniversität in Tbilisi. Er publiziert vor allem zu Themen aus dem Bereich „internationale Beziehungen“.

Foto (c) Dr. Hans-Friedrich Gutbrod

Illustration „Uniform“ von Google Gemini, https://gemini.google.com/app/